Grossraumbüros – Hype oder Hysterie
Kurze Wege, mehr Austausch, mehr Wahrnehmung, mehr Licht und mehr Luft. Immer mehr Firmen entscheiden sich für die Einrichtung von Großraumbüros, um genau das zu erreichen. Da die Bürowelt digitaler wird und Mitarbeiter meist nicht mehr an einen festen Arbeitstisch gebunden sind, werden Arbeitsplätze oft sogar vereinheitlicht. Man kann an jedem Schreibtisch sitzen, sich in Think Tanks und Konferenzräume zurückziehen und ab und an auch einfach mal zu Hause im Homeoffice arbeiten. Das ist jetzt der hyper-moderne Fortschritt und wenn man nicht mit der Zeit geht, bleibt man auf der Strecke. Neue, offene Bürowelten – das kann also nur gut sein, oder?
Leider nein, denn jeder, der in einem Großraumbüro arbeitet, kennt auch die Schattenseiten. Zum Beispiel den Lärmpegel, der entsteht, wenn mehrere Personen im Raum gleichzeitig telefonieren oder eben kurz etwas besprechen. Und weil wir vorher nicht immer wissen, wie lange ein Gespräch andauern wird und wessen Telefon als nächstes klingelt, kann diese Lärmbelästigung sehr unangenehm werden. Bei vielen Raumkonzepten bleiben außerdem Persönlichkeit und Individualität auf der Strecke. Manch einer hat sogar das Gefühl, man wolle ihn homogenisieren. Mitarbeiter als gleichfunktionierende Maschinen in einheitlichem Look and Feel? Das klingt fast hysterisch, aber wenn wir mal einen kritischen Blick in Großraumbüros wagen, gar nicht so weit hergeholt.
Was also tun? Zurück zu den Einzelbüros und schnell wieder Wände einziehen? Nochmal nein. Wir haben Ideen und Lösungsansätze für Sie gesammelt, die Ihnen dabei helfen können, in Ihren Büroräumen mehr Hype und weniger Hysterie zu erzeugen.
Mehr Austausch – wie Sie schnelle Dialoge fördern, aber trotzdem Ruhe bewahren
Mal angenommen, Sie stoßen beim Arbeiten auf ein Problem und wissen genau, wer Ihnen dabei helfen kann, dann ist doch klar: Sie gehen einfach bei der Person vorbei und bitten diese direkt um Hilfe. Gemeinsam lösen Sie das Problem einfach sofort. So geht Teamwork. Oder stören Sie damit die anderen im Raum? Ja, aber nur dann, wenn ein "kurzes Gespräch" zum 30 Minuten Termin ausufert. Das sollten Sie vermeiden.
Bitte ja
- Wenn Sie kurz etwas besprechen wollen, gehen Sie an den Arbeitsplatz des Kollegen
- Sprechen Sie bewusst in einem leisen Ton
- Ziehen Sie sich in einen Raum oder Kommunikationsbereich zurück, wenn das Gespräch länger dauert als erwartet
Bitte nein
- Rufen Sie nicht quer durch den Raum, sondern gehen Sie wirklich zum Platz des Kollegen
- Sprechen Sie nicht laut und schreien Sie nicht
- Sprechen Sie nicht länger als fünfzehn Minuten am Stück auf offener Fläche
Möglichkeiten für Nebensitzer
- Nutzen Sie Noise-Cancelling-Kopfhörer, wenn die Gespräche der Kollegen Sie ablenken
- Bitten Sie die Kollegen höflich das Gespräch woanders zu führen und scheuen Sie sich auch nicht, danach zu fragen
Mehr Wahrnehmung – wie Mitarbeiter trotz Durchgangsverkehr konzentriert bleiben können
Wenn Sie in einem Großraumbüro arbeiten und direkt am Gang sitzen, könnten Sie einen Handzähler nehmen, die vorbeilaufenden Personen klickern und würden am Ende des Tages einen schmerzenden Daumen haben. Jedoch sollen Sie sich ja gar nicht darauf konzentrieren. Und das ist tatsächlich gar nicht so einfach. Hier sind vier Möglichkeiten, sich vor dieser Ablenkung zu schützen:
Sideboards
Stellen Sie Aktenschränke seitlich der Tische auf, um eine zusätzliche Abgrenzung und auch Lärmpuffer zu haben.
Pflanzen
Pflanzen auf dem Tisch oder noch besser auf dem Sideboard helfen dabei, den Blick bei der Arbeit zu lassen. Im besten Fall bemerken Sie vorbeilaufende Kollegen gar nicht mehr.
Bitte nicht stören
Stellen Sie ein Schild auf, dass auch den vorbeilaufenden deutlich macht, dass Sie nicht gestört werden wollen. Eine Begrüßung oder ein Lächeln weniger sind zwar schade, aber dafür bleiben Sie am Ball.
Wir mögen uns
Die Arbeit ist "manchmal" wichtiger als ein Hallo. Allen Mitarbeitern muss klar sein, dass eine ausbleibende Begrüßung nicht bedeutet, dass man das Gegenüber nicht leiden kann. Besprechen Sie das auch im Team.
Mehr Licht – wie Sie alle ins richtige Licht rücken
Gerade in Großraumbüros, wo eine individuelle Beleuchtung schwer umzusetzen ist, wird der hohe Wert von Tageslicht deutlich. Genügend Fenster sollten Sie also rund um die Arbeitsplätze bereits haben. Ergänzt wird das echte Tageslicht im besten Fall von künstlichem und tageslichtgetreuem Licht. Experten schwören auf biodynamisches Licht. Aber neben guter Beleuchtung spielen weitere Punkte eine wichtige Rolle für augenfreundliches Arbeiten:
- Verstellbare Jalousien, Rollos und Faltstores verhindern blendendes Licht von außen. Gerade Jalousien sollten allerdings richtig eingestellt werden: die gebogenen Lamellen immer so auffächern, dass genügend diffuses Umgebungslicht, aber keine direkten Sonnenstrahlen auf Ihre Fenster treffen. Ist die Jalousie richtig eingestellt, sind die Lamellen nur bis zur Hälfte beleuchtet und die andere Hälfte bleibt im Schatten.
- Ihre Lichtlösung sollte im Bestfall aus einer Kombination von Tageslicht (Fenster rechts oder links), direktem Licht (Deckenleuchte), indirektem Licht (Hängelampe über dem Arbeitsplatz) und einer Schreibtischleuchte (individuelles und punktuelles Licht) bestehen.
- Schreibtische und Bildschirme sollten im richtigen Winkel zum Fenster angeordnet sein: Der Schreibtisch möglichst nah und quer, die Bildschirme im rechten Winkel zum Fenster, damit kein Licht reflektiert und keine Schatten auf den Arbeitsbereich geworfen werden.
Mehr Luft – wie Sie etwas für das gute Raumklima tun können
Morgens stickig, mittags würzig, abends muffig – so sollte die Beschreibung Ihres Raumklimas im Großraumbüro nicht ausfallen, denn: Ein gutes Raumklima ist das A und O für konzentriertes und gesundes Arbeiten. Kopfschmerzen, Schläfrigkeit oder Unkonzentriertheit können schnell durch schlechte Luft entstehen. Meist fehlt dann ausreichend Sauerstoff. Das Öffnen der Fenster ist hier übrigens nicht immer die beste Lösung – vor allem nicht in Großstädten oder im Hochsommer. Deshalb gibt es heute moderne Klimaanlagen, die Büroräume mit frischer Luft versorgen. Sie filtern dreckige Luft von draußen und überführen diese gekühlt in die Büroräume. Neben der Klimaanlage gibt es folgende Möglichkeiten im Großraumbüro für gute Luft zu sorgen:
Luftreiniger
Ein Muss wenn kleine Partikel von Drucker, PC oder Baumaterialien die Luft im Raum beeinträchtigen. Luftreiniger filtern diese heraus und können die Ausbreitung von Viren, Bakterien und Sporen minimieren.
Luftwäscher
Das Wirkprinzip des Luftwäschers kombiniert die Reinigung der Luft mit deren optimaler Befeuchtung. Die Luftfeuchtigkeit wird konstant gemessen damit bei Bedarf Feuchtigkeit in der richtigen Menge an die Raumluft abgegeben wird. Der optimale Wert von 40 - 60% relativer Luftfeuchtigkeit wird so aufrechterhalten.
Wasser- und Pflanzenwände
Diese modernen Raumelemente optimieren Ihre Luftqualität, denn sie binden Staub- und Schadstoffe, kühlen und befeuchten die Luft. Sie verbessern außerdem Ihre Raumakustik, denn sie schlucken Schall und dienen gleichzeitig als Raumteiler. Auch ein Plus für die Privatsphäre.
Raus mit Ihnen
Trotz all dieser wunderbaren neuen Möglichkeiten innerhalb eines Büros, ist der Gang nach draußen immer noch die beste Abwechslung. Vergessen Sie daher nie, Sonne und Vitamin D zu tanken und die Natur zu genießen. Denn ein Ausflug ins Grüne – und sei es auch nur für zehn Minuten – ist oft die beste Medizin gegen Stress und Abgeschlagenheit.